Collection.Teutloff
The Face of freedom
01 Oct 2012 – 28 Feb 2013
Das Gesicht der Freiheit
Von Klaus Honnef
Freiheit ist ein großes Wort. In allen möglichen Zusammenhängen wird es verwendet. Und ebenso häufig missbraucht. Das Gesicht der Freiheit hat viele Züge. Die sind bisweilen widersprüchlich. Die Freiheit eines Volkes ist nicht identisch mit der individuellen Freiheit eines Menschen. Was die Einen als Freiheit empfinden, ruft bei Anderen Widerstand hervor. Die individuelle Freiheit, die außer der Meinungsfreiheit auch die Unverletzlichkeit des Körpers garantiert, ist eine Errungenschaft westlicher Kultur. Unterschiedliche Kulturen haben unterschiedliche Auffassungen von Freiheit. Auch innerhalb jeder Kultur franst der Begriff aus. Die Politiker Aung San, Ludwig Erhard, „Che“ Guevara und der Sportler Muhammed Ali symbolisieren verschiedene Vorstellungen von Freiheit.
Freiheit hat ihren Preis. Sie verlangt Opfer. Selbst in Ländern und Gesellschaften, die sich als frei bezeichnen, muss sie jeden Tag neu erkämpft werden. Gegen staatliche, ökonomische, bürokratische, kulturelle und ideologische Macht. Die Ausstellung „Das Gesicht der Freiheit“ zeigt die Sieger und die Opfer im Kampf um die Freiheit sowie die vielen Abzweigungen auf dem Weg zur Freiheit. Obendrein die zahlreichen Erscheinungen, die sie gefährden oder gar bedrohen. Assoziativ knüpft sie unsichtbare Bezüge zwischen den Bildern. Ein Beispiel: Der König, der auf seinen Thron verzichtete, um zu heiraten, wen er wollte. Daneben eine Künstlerin, die ihre künstlerische Freiheit nutzt, um sich in provozierender Pose zu präsentieren. Der König hatte Sympathie für den Nationalsozialismus. Auf dem Bauch der Künstlerin befindet sich eine Zeitschrift mit einem Nazi-Symbol.
Triumphale Bilder kommen nicht vor, Bilder des Glücks sind Ausnahmen. Viele Verfassungen der modernen Zivilisationen garantieren die Freiheit der Kunst. Dennoch fehlt es nirgendwo an Versuchen, sie einzuschränken. In den totalitären Staaten dient die Kunst oft als Waffe im Kampf um die Freiheit. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist sie bestrebt, beständig das Sehen und damit das Denken herauszufordern. Sie entwirft eine andere Sicht auf die Dinge als die geläufige. Eine unvertraute und deshalb kritische Sicht, in der man sich nicht einrichten kann. Freiheit ist nicht naturgegeben. Manchmal geht die Kunst an und über die Grenzen, ist unerträglich. Nicht zuletzt, um die Sinne zu schärfen und die Aufmerksamkeit wach zu halten. Die Freiheit im Alltag hört auf wo die Freiheit der jeweils anderen beginnt. Die Freiheit der Kunst ist hingegen grenzenlos. Auch das ist ein „Gesicht der Freiheit“.